TPS "Visuelle Literatur" Britta Dersch-Freese / Eric Horn (WS 2002/2003) |
Immer wieder hört man die Forderung, unter "Literatur" dürfe die Literaturwissenschaft nicht nur das geschriebene Wort verstehen, vielmehr müsse der Arbeitskorpus auch auf andere mediale Ausformungen erweitert werden. Entsprechend wollen wir uns im Rahmen dieses Seminars mit der möglichen Bewertung von Filmen als literarische Kunstwerke beschäftigen. Eine erste zentrale Fragestellung dabei wird natürlich sein, was eigentlich unter "Literatur" und "literarische Qualität" zu verstehen ist. Unser Seminar wird es sicherlich nicht schaffen, diese seit Menschengedenken umstrittene und kontrovers diskutierte Frage zu beantworten, es soll jedoch zumindest ein Annäherungsversuch zur Beantwortung der Frage gestartet werden. In Anwendung auf den Film - und natürlich ausgehend von unserer Annahme, dass auch Filme durchaus den Status "literarisch" erhalten dürfen - ergibt sich der zweite Schwerpunkt des Seminars: Wenn auch Filme literarisch sein können, dann muss man - in Analogie zur verschriftlichten Literatur - lernen, wie man solche visuelle Literatur liest. In der konkreten Auseinandersetzung mit beispielhaften Filmen soll dies erlernt und erprobt werden. Ausgangspunkt unserer Wanderung durch visuelle Literatur soll zunächst noch die Zwischenform sein, namentlich die Betrachtung von zwei Literaturverfilmungen (Akira Kurosawas "Rashomon" und Janos Szász' "Woyzeck"), die sich jedoch schon weitgehend von ihrer Vorlage emanzipieren. In Erweiterung dazu werden wir uns verschiedenen Filmen zuwenden, die hinsichtlich ihrer formalen Struktur und Anlage durchaus den Status "literarisch" erhalten können, ohne dass sie selbst auf einer literarischen Vorlage basieren. Besondere Schwerpunkte werden dabei die Filme "Eine reine Formalität" (kafkaeskes Handlungsmuster) von Giuseppe Tornatore sowie "Das Fest" (traditionelle vs. moderne Dramenkonzeption) von Thomas Vinterberg bilden. Derzeit ist die Behandlung der folgenden Filme geplant: Rashomon - Das Lustwäldchen (Japan 1950)Für die für den Einstieg gewählten Filme empfiehlt sich die Lektüre der zugrundeliegenden Texte: Weitere Literaturhinweise werden im Rahmen einer Vorbesprechung gegeben. Da ein Großteil der Kommunikation im Vorfeld des Seminars über e-Mail laufen wird, bitten wir alle Studierende, die sich für eine Teilnahme am Seminar interessieren, sich auf der folgenden Internetseite anzumelden: |